Mitteilung 18
Die
Wechselbeziehung, das Interaktive zwischen dem Selbst und dem Anderen, dem
Eigenen und dem Fremden, was die Identität des Individuums bestimmt, ist das
zentrale Thema der Kunst von Daniel Menck, (geb. 1968 in Bonn, Kunststudium in
Genua, lebt in Köln und Genua), so dass Maria Lella ihn zu einem der „besten
Botschafter für eine intensivere Begegnung“ zwischen verschiedenen Kulturen
zählt (Übergänge der Identität, s.u.,
S.3). Mit seiner aktuellen Installation Selbstfremd,
seiner ersten Ausstellung im „Osten“, reflektiert er über die
„deutsch-deutsche“ Beziehung. Deutschland, ein Land, „welches über einen langen
Zeitraum in so unterschiedlichen Formen gelebt hat, wo sich jeder Teil über den
Zeitraum der Teilung eigenständig entwickelt hat und wiedervereint wurde“, sei,
sagt der Künstler, exemplarisch für ein Europa, eine westliche Welt, ja für
eine globalisierte Welt, „die immer enger zusammenrückt und sich dennoch auf
die einzelnen Identitäten besinnen soll“.
Nehme
man das Andere nicht wahr, so existiere es nicht, aber erst durch die und in
der Wahrnehmung des Anderen konstituiere sich das Selbst, sind die Axiome des
Künstlers. Seine Arbeiten leben mit und von der unmittelbaren Umgebung und sind
eine Reflexion darüber. Erst der Betrachter macht aus ihnen, was sie sind, und
sie halten dem Betrachter einen Spiegel vor - auch im wortwörtlichen Sinn. So
teilte er in seiner Monumentalinstallation Zusammenhänge
scheinbarer Gegensätze (Köln 2002) den Ausstellungsraum durch einen 2x9 m
großen, etwas verdunkelten, halb-transparenten Spionspiegel. Betrachter dies-
und jenseits des Spiegels bzw. ihre Spiegelbilder vermischten sich ineinander
dermaßen, dass es kaum möglich war, festzustellen, ob es sich um eigene
Reflexion oder um die auf der anderen Seite sich befindenden menschlichen
Gestalten handle.
Selbstfremd
besteht aus flachen bzw. säulenförmigen Mosaiken, ihre Oberfläche vollbedeckt
durch unzählige, asymmetrisch angeordnete Spiegelchen. Sie verspiegeln den
Betrachter, die Umgebung und sich selbst, so dass die Spiegelbilder,
zerstückelt, bis zur Unkenntlichkeit verstellt, in einen unendlichen Raum
gezogen werden. Führt die Verwischung der Grenzen notwendigerweise zur
Verzerrung der Kommunikation mit sich Selbst und dem Anderen, der Wahrnehmung
des Eigenen und des Anderen? Soll man wohl die verzerrte Wahrnehmung erst
akzeptieren - als Ausgangspunkt eines Prozesses, der zur Verständigung, zur
gerechten Kommunikation führt?
Niteen
Gupte, Dresden, 20.01.2004
Lit. [u.a.]
Daniel
Menck: Der Mensch schuf Gott nach seinem
Bilde, [Kat.], Köln 2001
Daniel
Menck: Vernetzungen, [Kat.], Köln
2003
Daniel
Menck und Mela Sfregola: Übergänge der
Identität - Passaggi d’identità, [Kat.], Köln 2003
BETRACHTER
BETRACHTET II Daniel Menck: Selbstfremd. Installation 12.02.2004-01.04.2004 tägl. 24 Std.,
nähere Betrachtung n. V. 12.02.2004, 2000 Eröffnung der
Ausstellung in Anwesenheit des Künstlers Mit freundlicher
Unterstützung von Flachglas König, Köln |
Nächste
Ausstellungen im Jahreszyklus BETRACHTER
BETRACHTET Angelika Böck,
Petra Förster Aktuelles Die laufende
Ausstellung Loop von Frank Eckhardt wird bis zum 10.02.2004 verlängert
wegen großen Zuspruchs seitens der BetrachterInnen - wobei es nicht zutrifft,
"dass sich vor dem Galerie-Schaufenster eine Menschenansammlung gebildet
habe, wodurch es zu Behinderungen des Verkehrs gekommen sei" (Herr
Lehmann, Ortspolizeibehörde), aufgrund dessen die Ordnungshüter
eingeschritten sind (09.01.u.17.01.2004), um die Ausstellung zu verbieten. |