Mitteilung 2

Die zweite Ausstellung der Galerie zeigt Leinwände und Arbeiten auf Papier von Helmut Brandt. Konzeptuell stellt sie die Syntax des Schreibgestus in den Mittelpunkt und setzt damit das Jahresprogramm der Galerie thematisch fort.

Helmut Brandt malt schreibend und schreibt malend. Die schriftlich anmutenden Zeichen entstehen freihändig, durch eine semi-automatisierte Bewegung. Daraufhin erfolgt die kompositorische und malerische Reflexion. Die einzelnen Zeichen, unzählig und Zeuge einer virtuosen Intensität und Besessenheit, verweigern sich einer vorgegebenen (linguistisch besetzten) Kodifizierung. Sie werden zu Buchstaben durch ihre - und in ihrer - Beziehung zueinander und gewinnen an Bedeutung durch ihre Wiederholung und ihre graduelle, über zehn Jahre hindurch sich abzeichnende Wandlung. Daraus werden Zeilen, Absätze, Spalten, ja Texte, die Brandt oft auch in verschiedene (Text-) Gattungen einteilt.

Zahllose Schichten dieser zur Textur gewordenen Handschrift überlagern sich, mal lasierend mal deckend. Inspiriert durch die althergebrachte Guazzo-Technik hat Helmut Brandt seine eigenen erodierenden Kratz- und Schleifverfahren entwickelt. Er legt die übermalten Flächen teilweise wieder frei und bringt eine Farbigkeit hervor, die seinen Arbeiten das Geheimnisvolle alter Manuskripte oder aber auch der Alterspatina von Wänden verleihen. Dem Palimpsest verdankt er entscheidende künstlerische Anregungen wie auch den mit Graffiti überzogenen Wänden unserer Tage.

In den drei Nächten nach der Ausstellungseröffnung projiziert Brandt an die Wand im Hinterhof des Galeriegebäudes seine umfangreiche, zum Teil übermalte Dia-Sammlung von Graffiti, die er „Mauer Tattoos“ nennt.

Niteen Gupte, Dresden, 10.05.2001
Helmut Brandt: Skripturales
15.06.2001-26.07.2001
Zur Ausstellung Zur Performance Eröffnungsrede v. P.-D. Baer
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